Ostrov - Lost Island

Das Porträt einer Familie, die auf einer dünn besiedelten Insel im Kaspischen Meer vom illegalen Fischfang lebt. Höchst aktuell zeigt der Gewinner des Schweizer Filmpreises, wie allgegenwärtig die staatliche Propaganda in den russischen Medien ist.

Auf Ostrov leben ein paar Dutzend Menschen ohne Strasse, Strom und Arbeit. Früher beherbergte die Insel eine Fischereikolchose, doch die Kaviarfischerei ist heute verboten, weshalb Ostrov auf dem Festland «Insel der Wilderer» genannt wird. Auch der fünfzigjährige Iwan muss illegal fischen, um für seine Familie aufzukommen, und riskiert bei jeder Fahrt aufs Meer, verhaftet zu werden. Seine Frau Anna, die wegen ihrer Liebe zu Iwan das harte Leben auf der Insel gewählt hat, dieses aber nur mit Schnaps erträgt, wünscht sich für die gemeinsamen Kinder eigentlich eine bessere Zukunft an einem anderen Ort. Doch ihr Sohn Anton fährt auch schon aufs Meer hinaus.

In ihrer prekären Lage kritisiert die Inselbevölkerung zwar das politische System, das staatliche Hilfsgelder verschwinden lässt. Zum Lärm des Generators läuft jedoch der Fernseher mit seinem nationalistischen Narrativ einer unbesiegbaren Nation, das den Fischern auf Ostrov Hoffnung auf eine bessere Zukunft gibt. Nach Beginn des Angriffskriegs auf die Ukraine hat das Regiepaar Svetlana Rodina und Laurent Stoop nochmals betont, wie sehr sein Film OSTROV – LOST ISLAND eine Metapher für das heutige, ideologisch isolierte Russland sei: «Die Einwohner von Ostrov sind, wie das gesamte russische Volk, täglich den Lügen einer Propaganda ausgesetzt, die die Ukraine als faschistischen Aggressor darstellt, von dem die russischsprachigen Rebellen im Donbass befreit werden müssen.» Anhand der kleinen, verschworenen Inselgemeinschaft auf Ostrov wird diese Realität erschreckend gut sichtbar.