Fahrenheit 451

François Truffaut (GB 1966)

François Truffaut
Man darf von François Truffaut sagen, was er als junger Filmkritiker über George Cukor, einen Bruder im Geiste, schrieb: Von fünf seiner Filme ist einer ein Meisterwerk, drei sind sehr gut und der fünfte ist bestimmt interessant. Ebenso Mitbegründer der Nouvelle Vague wie Erbe von Jean Renoir und Jünger von Alfred Hitchcock, hat Truffaut ein Werk geschaffen, das vital und vielfältig ist und das oft von starken Frauenfiguren dominiert wird, denen die Männer zu Füssen liegen oder zum Opfer fallen.

In einer Welt, in der kein gedrucktes Wort mehr existiert, gehört Guy Montag einer Feuerwehreinheit an, die Bücher aufspürt und verbrennt. Als er die geheimnisvolle Clarisse kennenlernt, beginnt er erstmals an seinem Tun zu zweifeln.
«Ich muss zugeben, dass es kaum einen Film von François Truffaut gibt, den ich nicht aus dem einen oder anderen Grund grossartig finde und den ich Ihnen nicht bedingungslos ans Herz legen würde. Aber bei Fahrenheit 451 kenne ich einfach keine Zurückhaltung mehr.
Ein jeder, der Bücher liebt und leidenschaftlich liest, muss von Ray Bradburys Roman ohnehin gefangen genommen sein. Aber wie Truffaut sich dieser Science-Fiction-Geschichte angenommen hat, und wie er von diesem Feuerwehrmann namens Guy Montag erzählt, der kein Feuer mehr löschen, sondern stattdessen Brände stiften und Bücher verbrennen soll, das hat mich beim ersten Sehen mit offenem Mund dasitzen lassen, und seitdem habe ich mir keine Gelegenheit entgehen lassen, den Film wieder und wieder zu sehen. Da sind zum einen die Schauspieler. Oskar Werner hat viel zu wenig Filme gemacht und ist zu früh gestorben. Mit welcher wundersamen Vielschichtigkeit er hier spielt, wie er spricht und sich bewegt, das ist absolut einmalig. Und in Julie Christie war (nicht nur) ich nach diesem Film unsterblich verliebt.
Was mir Fahrenheit 451 aber so unersetzlich gemacht hat, ist seine Schlusssequenz. Auf dieser Insel, diesem geheimen Zufluchtsort im Wald, zu dem sich Montag am Ende rettet, repräsentiert jeder Bewohner ‹ein Buch›, das er, oder sie, auswendig gelernt hat und so also weitergeben kann, auch wenn einmal alle Bücher vernichtet worden sind: ‹Das Leben des Henri Brulard› von Stendhal, Machiavellis ‹Fürst›, ‹Die Judenfrage› von Jean-Paul Sartre, Jane Austens ‹Pride and Prejudice›, Platos ‹Staat› ...
Ich kenne keine schönere Utopie als die letzten Bilder dieses zutiefst menschenfreundlichen Films. Wenn Sie ihn jetzt zum ersten Mal sehen, beneide ich Sie ganz einfach.»
(Wim Wenders, Süddeutsche Zeitung – Cinemathek, 2005)

113 Min. / Farbe / Digital HD / E/d

zur Website der Veranstalter:in

Künstler:innen / Personen

Regie: François Truffaut
Drehbuch: François Truffaut, Jean-Louis Richard
Autor: Ray Bradbury
Kamera: Nicolas Roeg
Musik: Bernard Herrmann
Schnitt: Thom Noble
Besetzung: Oskar Werner (Guy Montag), Julie Christie (Linda Montag/Clarisse), Cyril Cusack (Feuerwehrhauptmann), Anton Diffring (Fabian), Jeremy Spenser (Mann mit Apfel), Bee Duffell (alte Dame mit Büchern), Anne Bell (Doris), Caroline Hunt (Helen), Alex Scott (Buchmensch)

Veranstalter:in

Filmpodium

Das Filmpodium zeigt an die 350 verschiedene Filme jährlich. Thematische Reihen und Retrospektiven von Klassikern der Filmgeschichte sind ebenso zu sehen wie Premieren unabhängiger Autorenfilme aus aller Welt und Sonderveranstaltungen mit ...

Ort

Filmpodium Kino

Nüschelerstrasse 11
8001 Zürich
+41 (0)44 415 33 66
info@filmpodium.ch

Dein Weg

Zugänglichkeit:

Das Kino ist rollstuhlgängig und verfügt über eine Funk-Höranlage.

Mehr Infos Weniger Infos

Weitere Veranstaltungen

Benediction

Filmpodium

Benediction

«Terence Davies’ Porträt des Dichters Siegfried Sassoon ist eine ergreifende Studie über einen vom Krieg gezeichneten schwulen Mann, der nie ...

29.03.2024  |  15:00 Uhr

Sans soleil

Filmpodium

Sans soleil

«In einer Kaskade von Bildern, selbst gedrehten und vorgefundenen, auf einem Trip durch das moderne Japan, aber auch mit Exkursionen nach ...

29.03.2024  |  18:30 Uhr

Distant Voices, Still Lives

Filmpodium

Distant Voices, Still Lives

«Szenen einer Familie, zusammengehalten durch Lieder, die im Pub und im Wohnzimmer gesungen werden: Im kaleidoskopartigen, keiner Chronologie ...

29.03.2024  |  21:00 Uhr