Jud Süss

Veit Harlan (Deutschland 1940)

Das erste Jahrhundert des Films
In der Dauerreihe «Das erste Jahrhundert des Films» zeigen wir im Lauf von zehn Jahren rund 500 wegweisende Werke der Filmgeschichte. Die Auswahl jedes Programmblocks ist gruppiert nach Jahr­gängen, woraus sich schliesslich 100 Momentaufnahmen des Weltkinos von 1900 bis 1999 ergeben. Referenzzahl ist jeweils der aktuelle Jahrgang, d. h. im Jahr 2020 sind Filme von 1910, 1920, 1930 usw. zu sehen.

Im 18. Jahrhundert verführt der Jude Joseph Süss Oppenheimer als Finanzberater den Herzog von Württemberg zum Luxus, um sich in die ständische Gesellschaft einzuschleichen. Er nimmt nicht nur die Untertanen des Herzogs aus, sondern stellt auch noch der «arischen» Dorothea nach, die ihn abweist. Schliesslich vergewaltigt er sie, woraufhin sie sich das Leben nimmt. Jetzt aber rebellieren die Stände gegen Jud Süss und zwingen den Herzog, ihn hinrichten zu lassen.
«Jud Süss war der berüchtigtste Spielfilm im Nationalsozialismus, der alles bot, was die NS-Propaganda brauchte: ausgefeilte Technik, eine melodramatische Liebesgeschichte und antisemitische Feindbilder – zusammen ein unheilvolles Gemisch aus Gewalt und Faszination. Regie führte die Symbolfigur des Unterhaltungskinos unter dem Hakenkreuz und der Liebling von Propagandaminister Joseph Goebbels, Veit Harlan. In der Titelrolle: Ferdinand Marian als Typus des finsteren, verschlagenen Juden, der laut NS-Ideologie eine Gefahr für Leib und Seele der Volksgemeinschaft darstellt. Ihm gegenüber Kristina Söderbaum, Harlans Ehefrau, die wie keine andere das Bild der arischen Frau verkörpert (…). Unter Harlans Regie verkam die Figur des Süss Oppenheimer zum Prototypen des verbrecherischen Juden: geldgierig und gewissenlos, machtbewusst und ein skrupelloser Verführer der arischen Frau. So jedenfalls wollte ihn das NS-Regime auf der Kinoleinwand sehen. (…) Nach Kriegsende musste sich Harlan vor dem Landgericht Hamburg verantworten. Er wurde beschuldigt, als psychologischer Wegbereiter der Judenvernichtung gewirkt zu haben. Denn die Einsatzkommandos in Osteuropa bekamen vor ihren Erschiessungsaktionen den Film ebenso vorgeführt wie die Wachmannschaften der SS in den Konzentrations- und Vernichtungslagern. Doch Harlan wurde freigesprochen.» (Michael Marek, dw.com, 24.9.2010)

97 Min. / sw / 35 mm / D

zur Website der Veranstalter:in

Künstler:innen / Personen

Regie: Veit Harlan
Drehbuch: Ludwig Metzger, Eberhard Wolfgang Möller, Veit Harlan
Kamera: Bruno Mondi
Musik: Wolfgang Zeller
Schnitt: Wolfgang Schleif, Friedrich Karl von Puttkamer
Besetzung: Ferdinand Marian (Joseph Süss Oppenheimer), Heinrich George (Karl Alexander, Herzog von Württemberg), Hilde von Stolz (Herzogin von Württemberg), Werner Krauss (Rabbie Loew/Sekretär Levy/Alter am Fenster), Eugen Klöpfer (Landschaftskonsulent Sturm), Kristina Söderbaum (Dorothea, Sturms Tochter), Malte Jaeger (Aktuar Karl Faber), Albert Florath (Obrist Röder), Theodor Loss (von Remchingen)

Veranstalter:in

Filmpodium

Das Filmpodium zeigt an die 350 verschiedene Filme jährlich. Thematische Reihen und Retrospektiven von Klassikern der Filmgeschichte sind ebenso zu sehen wie Premieren unabhängiger Autorenfilme aus aller Welt und Sonderveranstaltungen mit ...

Ort

Filmpodium Kino

Nüschelerstrasse 11
8001 Zürich
+41 (0)44 415 33 66
info@filmpodium.ch

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