The Lost Weekend

Billy Wilder (USA 1945)

Billy Wilder
Billy Wilder, 1906 als Samuel Wilder in Galizien geboren und von seiner anglophilen Mutter zunächst «Billie» gerufen, hatte sich schon in Deutschland einen Namen als Drehbuchautor zahlreicher Filmoperetten, Schwänke und Komödien gemacht, ehe er nach der Machtübernahme der Nazis via Frankreich in die USA emigrierte und in Hollywood eine neue Karriere begann. Ob Screwball Comedy oder Film noir, Melodrama oder Satire, Wilders Werke zeichneten sich stets durch Scharfsinn, Witz und einen illusionslosen Blick auf seine Mitmenschen aus.

English text below

Don Birnam, ein New Yorker Möchtegern-Schriftsteller, hat seine Trunksucht angeblich überwunden, ist ihr in Tat und Wahrheit aber hoffnungsloser denn je verfallen. Ein endloses Wochenende lang kämpft er gegen seine Abhängigkeit und lässt keinen Trick aus, um sich der Kontrolle seines enervierten Bruders und seiner nachsichtigen Verlobten zu entziehen und das Absinken seines Promillepegels zu verhindern.
«Bis zu The Lost Weekend waren Trunkenbolde in Hollywoodfilmen meistens Witzfiguren, mehr oder weniger liebenswerte Possenreisser. (...) Billy Wilder und sein ständiger Koautor Charles Brackett wagten etwas anderes und drehten Hollywoods erste erwachsene, intelligente, erbarmungslose Darstellung von Alkoholismus. In der Rolle, die ihm seinen ersten Oscar einbrachte, spielt Ray Milland den Schriftsteller. (...) Der Film wurde teilweise vor Ort in Manhattan gedreht, und Wilder nutzt das maximal und lässt die von Kameramann John F. Seitz gefilmten trockenen Strassen in gleissendem Sonnenlicht öde und grell aussehen, wie durch Birnams trüben, selbstverachtenden Blick. (...) Miklós Rószas Musik beschwört mit dem unheimlichen, wabernden Klang des elektronischen Theremins Birnams benebelte, ausser Kontrolle geratene Sicht der Welt. Die strengen Regeln des Hays Code verlangten ein Happy End, aber Wilder und Brackett gelang es, jeden billigen Optimismus zu vermeiden. Trotzdem war man bei Paramount sicher, dass der Film ein Flop werden würde – während die aufgeschreckte Alkoholindustrie dem Studio fünf Millionen Dollar bot, um den Film ganz verschwinden zu lassen. Prohibitionsanhänger andererseits warfen dem Film vor, er würde zum Trinken ermuntern. Am Ende wurde The Lost Weekend ein herausragender kommerzieller und künstlerischer Erfolg. Wilder selbst meinte dazu, mit diesem Film habe man begonnen, ihn ernst zu nehmen.» (Philip Kemp, 1001 Filme, Ed. Olms 2007)

Don Birnam, a New York would-be writer, has allegedly overcome his alcoholism, but in fact is more hopelessly addicted to drink than ever. During an endless weekend, he struggles with his dipsomania and does not miss a trick trying to elude the supervision of his unnerved brother and his indulgent fiancée and to keep his blood alcohol level from dropping.
«Before The Lost Weekend, drunkards in Hollywood movies were mostly laughing stocks, more or less lovable buffoons. (...) Billy Wilder and his perennial co-writer Charles Brackett dared to do something different and shot Hollywood's first grown-up, intelligent, merciless portrayal of alcoholism. In the role that earned him his first Oscar, Ray Milland plays the writer. (...) The film was partly shot on location in Manhattan, and Wilder makes the most of it, with the dry streets filmed by cameraman John F. Seitz looking deserted and garish in the glaring sunlight, as if seen through Birnam's dull, self-loathing eyes. (...) Miklós Rósza's music with its eerie, wavering sound of the electronic theremin evokes Birnam's foggy, out-of-control view of the world. The strict rules of the Hays Code demanded a happy end, but Wilder and Brackett managed to avoid any cheap optimism. Nevertheless, Paramount was certain that the film would be a flop – while the alcohol industry, in alarm, offered the studio five million dollars to make the film disappear altogether. Prohibitionists, on the other hand, accused the film of encouraging drinking. In the end, The Lost Weekend became an outstanding commercial and artistic success. Wilder himself said that with this film they began to take him seriously.» (Philip Kemp, 1001 Movies You Must See Before You Die, Cassell 2018)

101 Min. / sw / Digital HD / E/d*

zur Website der Veranstalter:in

Künstler:innen / Personen

Regie: Billy Wilder
Drehbuch: Charles Brackett, Billy Wilder
Autor: Charles R. Jackson
Kamera: John F. Seitz
Musik: Miklós Rózsa
Schnitt: Doane Harrison
Besetzung: Ray Milland (Don Birnam), Jane Wyman (Helen St. James), Phillip Terry (Wick, Dons Bruder), Howard da Silva (Nat, der Barkeeper), Doris Dowling (Gloria), Frank Faylen (Bim Nolan), Mary Young (Mrs. Deveridge), Anita Sharp-Bolster (Mrs. Foley), Lillian Fontaine (Mrs. Charles St. James)

Veranstalter:in

Filmpodium

Das Filmpodium zeigt an die 350 verschiedene Filme jährlich. Thematische Reihen und Retrospektiven von Klassikern der Filmgeschichte sind ebenso zu sehen wie Premieren unabhängiger Autorenfilme aus aller Welt und Sonderveranstaltungen mit ...

Ort

Filmpodium Kino

Nüschelerstrasse 11
8001 Zürich
+41 (0)44 415 33 66
info@filmpodium.ch

Dein Weg

Zugänglichkeit:

Das Kino ist rollstuhlgängig und verfügt über eine Funk-Höranlage.

Mehr Infos Weniger Infos

Weitere Veranstaltungen

Shiva Baby

Filmpodium

Shiva Baby

Eine junge Frau wird auf einer jüdischen Trauerfeier mit den Unzulänglichkeiten ihres beruflich wie privat ungeordneten Lebens konfrontiert: mit ...

16.04.2024  |  18:30 Uhr

Weitere Daten vorhanden

Camp de Thiaroye

Filmpodium

Camp de Thiaroye

«Ousmane Sembènes Film Camp de Thiaroye erinnert an das Massaker von Thiaroye, das vor über 70 Jahren am 1. Dezember 1944 stattfand. Als einige ...

16.04.2024  |  20:30 Uhr

Weitere Daten vorhanden

Gone Girl

Filmpodium

Gone Girl

Ein warmer Sommermorgen in Missouri: Nick (Ben Affleck) und Amy Dunne (Rosamund Pike) wollten heute eigentlich ihren fünften Hochzeitstag feiern, ...

17.04.2024  |  15:00 Uhr

Weitere Daten vorhanden