Performing the Audience

Der Performance-Effekt

Die Gesprächsreihe zu Grenzauflösungen und -überlagerungen zwischen Theater, Choreographie, Performance und visueller Kunst.

PERFORMING THE AUDIENCE

Im Dialog: Helgard Haug, Regisseurin und Autorin, Rimini Protokoll (Berlin) & Max Glauner, Autor und Kulturjournalist (Zürich)

Interaktiv, kooperativ oder kollaborativ? Partizipation ist ein Versprechen der Kunst. Die Einbindung, Adressierung und Aktivierung des Publikums mittels Partizipation verspricht Unterhaltung, Mitsprache und Authentizität. Partizipation als künstlerische Methode meint oft die „Abschaffung des passiven Zuschauers“, um aus „Spielern, Künstlern und Zuschauern gleichberechtigte Spielende zu machen“ (G. Siegmund, Theaterwissenschaftler Univ. Giessen D). Das zielt einerseits auf eine (politische) Legitimierung von Kunst, indem eine (reale) Handlungsmacht und Wirksamkeit der „Kunst“- Situation evoziert wird; andererseits, um Machtverhältnisse innerhalb einer inszenierten Situation scheinbar aufzulösen und Mitsprache zu ermöglichen. Aber kann sich das einlösen und was bedeutet das in „inszenierten Situationen“? Wie unterschieden sich partizipative Methoden in Kunst und Theater und tun sie das überhaupt? Was kann, was will Partizipation in der Kunst leisten und wann werden die gutgemeinten Ansätze selbst zum Problem?
Helgard Haug ist mit ihrer Arbeit beim Theater-Kollektiv Rimini Protokoll, eine der wichtigsten Vertreter_innen des postdramatischen Dokumentartheaters, die mit der Ästhetik der Authentizität (Experten des Alltags) und der Inszenierung des Realen (Partizipation und Alltag als Bühne) arbeiten. Ihre künstlerischen Auslegeordnungen bieten dem Publikum oft die Gelegenheit, sich selbst spielerisch inmitten von Entscheidungsprozesse zu reflektieren und stellen damit auch die Frage nach der Rolle des „Publikums“ in der Gesellschaft. Max Glauner verfolgt als Kulturjournalist seit Jahrzehnten die sich ändernden Strategien in Kunst und Theater und hat 2016 den Band „Get involved! – Partizipation als künstlerische Strategie“ in der Reihe Kunstforum International herausgegeben, in dem ein kritischer Blick auf aktuelle und (kunst-)historische künstlerisch-partizipative Strategien angeboten wird.

Helgard Kim Haug
Helgard Haug ist Autorin, Regisseurin und Gründungsmitglied von Rimini Protokoll. Im Mittelpunkt ihrer Arbeit steht die Weiterentwicklung der Mittel des Theaters, um ungewöhnliche Sichtweisen auf unsere Wirklichkeit zu ermöglichen. Inszenierungen von Helgard Haug wurden bereits zum Berliner Theatertreffen eingeladen: Deadline (2004), Wallenstein – eine dokumentarische Inszenierung (2006) und Situation Rooms (2014). 2007 wurde sie mit dem Mülheimer Dramatiker Preis für ihr Stück Karl Marx: Das Kapital, Erster Band ausgezeichnet. 2008 wurde Rimini Protokoll mit dem Europäischen Theaterpreis in Thessaloniki gekürt und 2011 wurde das Gesamtwerk von Rimini Protokoll mit dem Silbernen Löwe der 41. Theaterbiennale Venedig ausgezeichnet. 2015 erhielt Rimini Protokoll den Grand Prix des Schweizer Theatertreffens. Auch für ihre Hörspielarbeiten wurde Helgard Haug mehrfach ausgezeichnet: 2007 wurde „Peymannbeschimpfung“ Hörspiel des Monats, 2008 erhielt sie für „Karl Marx: Das Kapital, Erster Band“ den Hörspielpreis der Kriegsblinden, „Qualitätskontrolle oder warum ich die Räuspertaste nicht drücke“ wurde ausgezeichnet mit dem Hörspielpreis der ARD 2014, dem Preis der Deutschen Schallplattenkritik 2014, sowie dem Hörbuchpreis der ARD 2015.
http://www.rimini-protokoll.de/

Max Glauner
studierte Allgemeine und Vergleichende Literaturwissenschaft, Philosophie und Kunstgeschichte in Paris und Berlin; Magister Artium 1998 mit einer Arbeit zu den Wahrheitskonzeptionen der Bildenden Kunst bei Platon und Philostratos. Während des Studiums Referent für Kunst- und Kulturgeschichte, Architektur und Städtebau für den Berliner Senat, daneben redaktionelle und journalistische Tätigkeit mit den Arbeits- und Forschungsschwerpunkten Wechselverhältnis der Künste, Kultursemiotik, hybride Produktions- und Aufführungs-formate der Bildenden Kunst und des Theaters; seit 1994 dramaturgische Mitarbeit und Beratung am Berliner Podewil, dem Deutschen Theater und der Schaubühne am Lehniner Platz. Seit 1999 arbeitet er als freier Journalist und Herausgeber, Lecture-Performances zuletzt „Bill Proben“ zur am Zürcher Haus Konstruktiv( 2016). Seit 2013 Dozent und Implementierung eines Mentoring-Programms Master Theater am Departement für Darstellende Künste an der ZHdK. Er schreibt regelmäßig u.a. für den Berliner Tagesspiegel, die Stuttgarter Zeitung, Der Freitag, Artforum und Kunstforum international, wo er als Herausgeber und Autor für den Band 240 „Get involved! Partizipation als künstlerische Strategie“ verantwortlich war; ein Folgeband zur Kollaboration in der Kunst ist für Herbst 2017 in Planung. Max Glauner lebt in Berlin und Zürich.
https://maxglauner.com
 


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Veranstalter:in

Gessnerallee Zürich

Die Gessnerallee ist ein Ort für Theater, Tanz, Performance, Musik und Communityprojekte. Als Co-Produzentin ausgewählter Projekte und als Partnerin für lokale und globale Produktionen, ist die Gessnerallee eine der grössten Bühnen für die ...

Ort

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kasse@gessnerallee.ch

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