DER LETZTE EUROPÄER

Von Martina Clavadetscher – Uraufführung –

Stückauftrag zum 50. Jubiläum des Theater Neumarkt

«Die Geschichte einer letzten resistenten europäischen Restzelle ist ein Fest der Theatermittel. Das Leben des Letzten ist eine Simulation, Abenteuerferien im eigenen Kopf. Weshalb soll er also, weshalb soll Maximilian Kraus, eine splendide Marionette, den Rockschoss der Schein-Mama loslassen? Er hat keinen Grund. Vor allem nicht, wenn hier Powerfrau Linda Olsansky das Muttertier gibt, sie ist eine Idealbesetzung. Als zu- und übergriffige Simulanten-Mami will sie dem letzten Sohn Europas in der Festung Europa sogar seine Phantasie von andern Menschen erlauben: ‹Grosse Fette, kleine Feine?›, wenn es denn der Ablenkung dient. ‹Du sollst alles haben, denn Haben ist die Lösung.› (...) Theater muss zwar sehr wohl klug gedacht sein, doch noch klüger gemacht. Mit den Bildern und Stoffen von Kostümbildner Epstein geht der letzte Europäer so stark zugrunde, dass man die Hoffnung haben muss: Er wird aus der Grube, in die er gefahren ist – und die er sich selber gegraben hat –, irgendwann wieder aufstehen. Eine Hoffnung oder eher ein Schreckensszenario?» NZZ

«Clavadetschers Text ist längst nicht nur von tagesaktuellen Reflexen durchdrungen. Ihr Stück ist unverkennbar auch eine Hommage an Heiner Müllers berühmte Shakespeare-Adaption ‹Hamletmaschine›. Es tobt darin eine ähnlich befreiende Zerstörungswut, die schliesslich auch den Europäer ergreift, als er sich mit den Ideen seiner Vorväter neu erfindet. Und ebenso wie beim DDR-Dramatiker Müller, in dessen Texte die Vergangenheit Schicht um Schicht eingelagert ist, wird auch hier die jahrhundertealte europäische Kulturgeschichte virtuos reflektiert: Vom rationalen Weltbild des Barock, von den traumwandlerischen Pfaden der romantischen Stilepoche bis zur fiebrigen Kriegseuphorie um 1914 und heutigen Abschottungsfantasien findet sich unter dem europäischen Gedanken alles vereint.» Luzerner Zeitung

Man stelle sich vor:

Irgendwo im ehemaligen Europa.

Und alles geschieht auf kleinstem Raum.

Zugegeben, es könnte eine Anstalt sein.

Frau Angst hat ihren Kontinent fest im Griff. Die Muttermaschinen laufen wie geschmiert, alles beim Alten, auch wenn draussen der Krieg tobt. Der letzte Europäer hört und denkt vieles, hält sich an Routinen und seinem Müesli fest. Nur eine dreckige Hündin fühlt sich gelangweilt und wünscht sich das Chaos. Die Schweizer Autorin Martina Clavadetscher hat für das Theater Neumarkt ein neues Stück geschrieben. Verhandelt wird darin nichts weniger als die ebenso naheliegende wie dramatische Vorstellung, das gute alte Europa könnte bald schon Vergangenheit sein. In solcher von Angst und Mythen gelenkten Phase der Weltgeschichte gedeiht keine grosse Idee mehr. Wer an Selbstbestimmung nicht mehr glaubt, kann immer noch passiven Widerstand leisten.

Chor Zürcher Bürger: Pascale Albrecht, Daniela Bolliger, Sonja Caruso, Annet Disler, Nina Farhumand, Marileide Jose de Oliveira Caprani, Linda Kaufmann, Matthias Kull, Vanessa Ledergerber, Annika Leitner, Dorothea Mildenberger, Djordje Milovankic, Sarah Niederer, Sarah Oswald, Stefan Pfister, Prisca Rigassi, Isabel Ringgenberg, Isabelle Sommer, Katharina von Siebenthal, Helga Starčević, Sysy Vieli, Ener Yagcioglu und Manuel Zuber

Jubiläumsproduktion des Theater Neumarkt, unterstützt vom Lotteriefonds des Kantons Zürich, der Landis & Gyr Stiftung, der Zürcher Kantonalbank und der Ernst Göhner Stiftung.


zur Website der Veranstalter:in

Künstler:innen / Personen

Regie: Katharina Cromme
Bühne: Lukas Stucki
Kostüme: Amit Epstein
Musikalische Leitung: Michael Blume
Dramaturgie: Inga Schonlau

Chor Zürcher Bürger

Mit: Maximilian Kraus, Miro Maurer, Linda Olsansky *, Elisabeth Rolli*

Veranstalter:in

Theater Neumarkt

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Stückauftrag zum 50. Jubiläum des Theater Neumarkt

«Die Geschichte einer letzten resistenten europäischen Restzelle ist ein Fest der Theatermittel. Das Leben des Letzten ist eine Simulation, Abenteuerferien im eigenen Kopf. Weshalb soll er also, weshalb soll Maximilian Kraus, eine splendide Marionette, den Rockschoss der Schein-Mama loslassen? Er hat keinen Grund. Vor allem nicht, wenn hier Powerfrau Linda Olsansky das Muttertier gibt, sie ist eine Idealbesetzung. Als zu- und übergriffige Simulanten-Mami will sie dem letzten Sohn Europas in der Festung Europa sogar seine Phantasie von andern Menschen erlauben: ‹Grosse Fette, kleine Feine?›, wenn es denn der Ablenkung dient. ‹Du sollst alles haben, denn Haben ist die Lösung.› (...) Theater muss zwar sehr wohl klug gedacht sein, doch noch klüger gemacht. Mit den Bildern und Stoffen von Kostümbildner Epstein geht der letzte Europäer so stark zugrunde, dass man die Hoffnung haben muss: Er wird aus der Grube, in die er gefahren ist – und die er sich selber gegraben hat –, irgendwann wieder aufstehen. Eine Hoffnung oder eher ein Schreckensszenario?» NZZ

«Clavadetschers Text ist längst nicht nur von tagesaktuellen Reflexen durchdrungen. Ihr Stück ist unverkennbar auch eine Hommage an Heiner Müllers berühmte Shakespeare-Adaption ‹Hamletmaschine›. Es tobt darin eine ähnlich befreiende Zerstörungswut, die schliesslich auch den Europäer ergreift, als er sich mit den Ideen seiner Vorväter neu erfindet. Und ebenso wie beim DDR-Dramatiker Müller, in dessen Texte die Vergangenheit Schicht um Schicht eingelagert ist, wird auch hier die jahrhundertealte europäische Kulturgeschichte virtuos reflektiert: Vom rationalen Weltbild des Barock, von den traumwandlerischen Pfaden der romantischen Stilepoche bis zur fiebrigen Kriegseuphorie um 1914 und heutigen Abschottungsfantasien findet sich unter dem europäischen Gedanken alles vereint.» Luzerner Zeitung

Man stelle sich vor:

Irgendwo im ehemaligen Europa.

Und alles geschieht auf kleinstem Raum.

Zugegeben, es könnte eine Anstalt sein.

Frau Angst hat ihren Kontinent fest im Griff. Die Muttermaschinen laufen wie geschmiert, alles beim Alten, auch wenn draussen der Krieg tobt. Der letzte Europäer hört und denkt vieles, hält sich an Routinen und seinem Müesli fest. Nur eine dreckige Hündin fühlt sich gelangweilt und wünscht sich das Chaos. Die Schweizer Autorin Martina Clavadetscher hat für das Theater Neumarkt ein neues Stück geschrieben. Verhandelt wird darin nichts weniger als die ebenso naheliegende wie dramatische Vorstellung, das gute alte Europa könnte bald schon Vergangenheit sein. In solcher von Angst und Mythen gelenkten Phase der Weltgeschichte gedeiht keine grosse Idee mehr. Wer an Selbstbestimmung nicht mehr glaubt, kann immer noch passiven Widerstand leisten.

Chor Zürcher Bürger: Pascale Albrecht, Daniela Bolliger, Sonja Caruso, Annet Disler, Nina Farhumand, Marileide Jose de Oliveira Caprani, Linda Kaufmann, Matthias Kull, Vanessa Ledergerber, Annika Leitner, Dorothea Mildenberger, Djordje Milovankic, Sarah Niederer, Sarah Oswald, Stefan Pfister, Prisca Rigassi, Isabel Ringgenberg, Isabelle Sommer, Katharina von Siebenthal, Helga Starčević, Sysy Vieli, Ener Yagcioglu und Manuel Zuber

Jubiläumsproduktion des Theater Neumarkt, unterstützt vom Lotteriefonds des Kantons Zürich, der Landis & Gyr Stiftung, der Zürcher Kantonalbank und der Ernst Göhner Stiftung.

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