DAS ANSCHWELLEN DER BOCKSGESÄNGE

Performance, Populismus, Propaganda – Experte: Historiker Philipp Sarasin

«Das Neumarkt, das sich als eine Art furchtloses Debatten-Variété etabliert hat, geht aufs Ganze. Also ganz aufs Meta-Politische. Die anderthalb Stunden sind wie ein Symposium: Reden, Gespräch, Reden, letzte Statements, Impulsreferat und Diskussion. Seit 1968 verwende vor allem die Rechte immer die gleichen rhetorischen Tricks, sagte der Gast des Abends, Philosoph Daniel-Pascal Zorn, und angesichts der Gesichtslosigkeit der Volksparteien, der Verwerfungen in der Wirtschaft und der Flüchtlingskrise funktionierten sie besser als je zuvor. Für die unprätentiöse Theaterlektion über dieses unselige Gelingen jedenfalls gilt: Gut gemeckert!» Tages-Anzeiger

«Ein Diskursangebot, das im Theater stattfindet – eine Herausforderung zum Denken, die man durchaus annehmen soll. Es ist ein Angebot, das ziemlich einzigartig dasteht. Nicht das, was man normalerweise spielplanbegleitend als Einführung oder Nachgespräch ums Theater herum macht, sondern tatsächlich der Versuch, diese Diskussion, diesen Diskurs im Theater selber und mit den Mitteln des Theaters zu führen, ohne dass man grosse ästhetische Behauptungen drumherum basteln würde. Es ist eine Art zu arbeiten, wie es einem kleinen Theater wie diesem durchaus angemessen ist: leicht zu machen, schnell herzustellen. Und es sorgt für Profil, wie es sonst – nicht nur in Zürich – nicht so oft vorhanden ist.» Deutschlandfunk Kultur 

Blutopfer, Reinigungsritual, Ausländer raus, das klingt erstmal nicht nach klassischer Kunst, nach griechischer Tragödie: Doch bei den grossen Dionysien im klassischen Athen ging es blutig und exklusiv zu: Ein Bocksopfer eröffnete den Theaterwettstreit und nicht-athenische Bürger waren von dem Spektakel ausgeschlossen. Tragödie heisst ganz archaisch «Gesang anlässlich eines Bocksopfers». Der Autor Botho Strauss hat sich vor 25 Jahren mit humanistischer Gelehrigkeit in diese Tradition gestellt und seine apokalyptische Sicht auf die Gesellschaft «Anschwellender Bocksgesang» betitelt. Was damals ein Outing eines elitären rechten Künstlers und Intellektuellen war, ist heute in ganz Europa anschlussfähig geworden: Sie schwellen an, die Bocksgesänge: in Form von Parteien, Manifesten und sogenannten «Bewegungen», die neue «Tatkraft» versprechen. Demokratien verwandeln sich vor unseren Augen in totalitäre Staaten.
Mit Texten von Marine Le Pen, Stephen Bannon, Sahra Wagenknecht, Emmanuel Macron, Nigel Farage und Viktor Orbán geht das Ensemble der Normalisierung nationalistischer Argumentationen auf den Grund. Zu erleben sind erfolgreiche Schauspiele und unheimliche Wandlungen, lustige und düstere Momente des intellektuellen und persönlichen Verfalls. Denn mit Zauberkraft von Texten und Sprache kennen wir uns am Theater bestens aus. So lässt sich auch die Faszination für die politischen Mythen geistiger Brandstifter, Rechtsradikaler, ehemaliger Linker, selbsternannter Querdenker und ehemals gemässigter Bürger zwischen Lyrik, salbungsvoller Prosa und utopischen Pamphleten nacherleben.

Analytisch verortet wird dies durch Recherchen und Kommentare von ExpertInnen:
Am 09. Januar mit Prof. Dr. Damir Skenderovic, Professor für Zeit­geschichte an der Uni­versi­tät Fri­bourg. Er forscht zu Rechts­popu­lismus, Migrations­geschichte, der 68er Bewegung und Gegen­kulturen.
Am 21. Februar mit Philipp Sarasin, Lehrer für Geschichte der Neu­zeit an der Universität Zürich. Er ist Mit­be­gründer des Zentrums Geschichte des Wissens, Mitglied des wissen­schaft­lichen Beirats der Internet­plattform H-Soz-Kult und Heraus­geber von Geschichte der Gegenwart.


zur Website der Veranstalter:in

Künstler:innen / Personen

Einrichtung: Peter Kastenmüller und Team Neumarkt

Mit: Marie Bonnet , Simon Brusis, Martin Butzke, Sarah Sandeh, Phil Hayes, Wojtek Klemm

Veranstalter:in

Theater Neumarkt

Im Herzen der charmanten Zürcher Altstadt erfindet sich das Neumarkt unter der Leitung von Hayat Erdoğan, Tine Milz und Julia Reichert seit 2019 neu als das kleinste Vierspartenhaus der Schweiz. Playground steht für künstlerisches Experiment, ...

Ort

Theater Neumarkt

Beschreibung:

«Das Neumarkt, das sich als eine Art furchtloses Debatten-Variété etabliert hat, geht aufs Ganze. Also ganz aufs Meta-Politische. Die anderthalb Stunden sind wie ein Symposium: Reden, Gespräch, Reden, letzte Statements, Impulsreferat und Diskussion. Seit 1968 verwende vor allem die Rechte immer die gleichen rhetorischen Tricks, sagte der Gast des Abends, Philosoph Daniel-Pascal Zorn, und angesichts der Gesichtslosigkeit der Volksparteien, der Verwerfungen in der Wirtschaft und der Flüchtlingskrise funktionierten sie besser als je zuvor. Für die unprätentiöse Theaterlektion über dieses unselige Gelingen jedenfalls gilt: Gut gemeckert!» Tages-Anzeiger

«Ein Diskursangebot, das im Theater stattfindet – eine Herausforderung zum Denken, die man durchaus annehmen soll. Es ist ein Angebot, das ziemlich einzigartig dasteht. Nicht das, was man normalerweise spielplanbegleitend als Einführung oder Nachgespräch ums Theater herum macht, sondern tatsächlich der Versuch, diese Diskussion, diesen Diskurs im Theater selber und mit den Mitteln des Theaters zu führen, ohne dass man grosse ästhetische Behauptungen drumherum basteln würde. Es ist eine Art zu arbeiten, wie es einem kleinen Theater wie diesem durchaus angemessen ist: leicht zu machen, schnell herzustellen. Und es sorgt für Profil, wie es sonst – nicht nur in Zürich – nicht so oft vorhanden ist.» Deutschlandfunk Kultur 

Blutopfer, Reinigungsritual, Ausländer raus, das klingt erstmal nicht nach klassischer Kunst, nach griechischer Tragödie: Doch bei den grossen Dionysien im klassischen Athen ging es blutig und exklusiv zu: Ein Bocksopfer eröffnete den Theaterwettstreit und nicht-athenische Bürger waren von dem Spektakel ausgeschlossen. Tragödie heisst ganz archaisch «Gesang anlässlich eines Bocksopfers». Der Autor Botho Strauss hat sich vor 25 Jahren mit humanistischer Gelehrigkeit in diese Tradition gestellt und seine apokalyptische Sicht auf die Gesellschaft «Anschwellender Bocksgesang» betitelt. Was damals ein Outing eines elitären rechten Künstlers und Intellektuellen war, ist heute in ganz Europa anschlussfähig geworden: Sie schwellen an, die Bocksgesänge: in Form von Parteien, Manifesten und sogenannten «Bewegungen», die neue «Tatkraft» versprechen. Demokratien verwandeln sich vor unseren Augen in totalitäre Staaten.
Mit Texten von Marine Le Pen, Stephen Bannon, Sahra Wagenknecht, Emmanuel Macron, Nigel Farage und Viktor Orbán geht das Ensemble der Normalisierung nationalistischer Argumentationen auf den Grund. Zu erleben sind erfolgreiche Schauspiele und unheimliche Wandlungen, lustige und düstere Momente des intellektuellen und persönlichen Verfalls. Denn mit Zauberkraft von Texten und Sprache kennen wir uns am Theater bestens aus. So lässt sich auch die Faszination für die politischen Mythen geistiger Brandstifter, Rechtsradikaler, ehemaliger Linker, selbsternannter Querdenker und ehemals gemässigter Bürger zwischen Lyrik, salbungsvoller Prosa und utopischen Pamphleten nacherleben.

Analytisch verortet wird dies durch Recherchen und Kommentare von ExpertInnen:
Am 09. Januar mit Prof. Dr. Damir Skenderovic, Professor für Zeit­geschichte an der Uni­versi­tät Fri­bourg. Er forscht zu Rechts­popu­lismus, Migrations­geschichte, der 68er Bewegung und Gegen­kulturen.
Am 21. Februar mit Philipp Sarasin, Lehrer für Geschichte der Neu­zeit an der Universität Zürich. Er ist Mit­be­gründer des Zentrums Geschichte des Wissens, Mitglied des wissen­schaft­lichen Beirats der Internet­plattform H-Soz-Kult und Heraus­geber von Geschichte der Gegenwart.

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