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Es war noch das Jahr 2019, als uns dieser Titel zufiel: «Am nächsten Tag ging die Sonne auf». In der Verschränkung von Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft könnte es der Titel eines Romans sein. Oder eines Groschenromans. Mittlerweile ist uns allen klar, dass die Welt heute auch wie ein Groschenroman funktioniert. Ohne Garantie auf ein Happy End, allerdings. Garantiert scheint einzig, dass am nächsten Tag die Sonne wieder aufgehen wird. Egal, was in der Nacht zuvor passiert ist.
Die «Rücksichtslosigkeit der Zeit», die selbst über Massen von Toten mit einem strahlend blauen Himmel hinwegzieht, zeigt sich als Fluch und Segen zugleich: Weiter geht es immer – das ist die einzige Gewissheit. Nicht für alle, aber für die, die noch da sind. Dieses Unberechenbare und gleichzeitig Unaufhaltsame, sich über den ganzen Erdball Ausbreitende kennzeichnet unsere Gegenwart. Wachstum und Depression, wirtschaftlich und gesundheitlich – und alle Algorithmen helfen wenig, sich auf die Zukunft einzurichten. Die Folge sind Schwindel, Taumel, Atemlosigkeit. Das Verdrängte holt uns von hinten wieder ein. Wir haben ein gutes Dutzend Kollektive und Individuen eingeladen, die sich schon bevor das Virus kursierte in ihrer Kunst Gedanken über Kreisläufe und über «Zirkulation» gemacht haben – Letztere hatten wir im Vorjahr zum Jahresthema des Helmhaus für 2020 gemacht. Die beteiligten Künstler*innen spinnen Fäden zwischen Kontinenten und Kulturen, zwischen Erinnerungen und Gegenwart, zwischen Tag und Nacht, Alltag und Traum. Sie wechseln Perspektiven und sprechen das Gegenüber an. Sie sprechen mit Tauben.
Die Ausstellung handelt durchaus auch von Ausbruch und Aufbruch – mit der aufgehenden Sonne. Von der Fähigkeit zur Widerstandskraft und Erholung – nach überstandener Erschöpfung. Von Möglichkeiten einer Erneuerung. Es sind eigenwillige, unangepasste und kraftvolle Künstler*innen, die sich und ihr Werk hier exponieren. Sie machen weiter, produzieren, gehen reflektierend in den Tag hinein. Sie nehmen das Licht mit und machen etwas daraus. Was auch kommen mag – am nächsten Tag.
Freier Eintritt
ALI AL-FATLAWI, THE BAD CONSCIENCE (VERU LOREMIPSUM & LS GRAVE), SERAINA DÜR & JONAS GILLMANN (IN ZUSAMMENARBEIT MIT DEM NEUMARKT ZÜRICH), PHILIP MATESIC, TERESA PEREIRA, SILVIA POPP – INSEL INSTITUT, ALICIA VELÁZQUEZ, GUIDO VORBURGER, WASSILI WIDMER, WILLIMANN/ARAI, MIRJAM WIRZ, DRUCKATELIER THOMI WOLFENSBERGER
Limmatquai 31
8001 Zürich
+41 (0)44 415 56 77
info@helmhaus.org
Dienstag, Mittwoch, Freitag, Samstag, Sonntag: 11:00 - 18:00
Donnerstag: 11:00 - 20:00
Informationen zur Barrierefreiheit des Helmhaus finden sie unter: https//:www.helmhaus.org/de/barrierefreiheit
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