In der Johanneskirche

Stilistisch zwischen Jazzidiom und Neuer Musik – Kit Downes vermittelt auf der Orgel jenseits bekannter Kirchenklänge ein Gefühl für Raum und Zwischenraum, für Freiheit und Gebet. Und obwohl seine Orgelkompositionen auf den ersten Blick wenig mit Jazz gemein zu haben scheinen, konnten sie nur der subtilen Fantasie eines Improvisationsmusikers mit breit gefächerten musikalischen Kenntnissen entspringen. Auf seinem ersten auf ECM Records erschienenen Soloalbum «Obsidian», wird rasch klar, weshalb der 32-jährige als eines der herausragenden jungen Jazztalente Grossbritanniens gilt. Klänge wie diese hat man so schlicht noch nie gehört.

Durch den Zürcher Tobias Preisig kommt an diesem Abend ein weiteres klassisches Instrument auf eine moderne Art und Weise zum Einsatz. Ähnlich wie Kit Downes mit der Orgel, entlockt Preisig der Geige eine ganz eigene und zeitgemässe Klangwelt: Schleifend, flüsternd und brüllend schiebt er seine Violine aus der stereotypen Welt heraus, um virtuos ein zeitgenössisches Violinen-Vokabular zu entwickeln, das zugleich anmutig, brutal und meditativ sein kann. Dass dieses filigrane Instrument gar dazu fähig ist, den Erdboden zum Beben zu bringen, bewies er am diesjährigen Cully Jazz Festival.