Open-Air-Kino Xenix 2020 – BROKEBACK MOUNTAIN von Ang Lee

Tabubruch im Wilden Westen, 1963. Ang Lees meisterhaft inszenierter Film über zwei verliebte Cowboys ist so traurig, dass einem das Herz eng wird.

Der Neowestern erzählt von zwei modernen «Cowboys» – ein mässig erfolgreicher Rodeoreiter der eine (Jake Gyllenhaal) und ein wortkarger Farmarbeiter der andere (Heath Ledger) –, die in den frühen Sechzigerjahren als berittene Schafhirten in den Rocky Mountains anheuern, weil sie mit Tieren besser klarkommen als mit Menschen. Obwohl die grandiose Naturkulisse für vieles entschädigt, ist es einsam in den Bergen Wyomings, auch für Männer, die an ein karges Gefühlsleben gewöhnt sind. Begünstigt durch die archaische Situation, entwickelt sich ganz unpathetisch eine raue Verbundenheit zwischen den beiden Aussenseitern. Aus ihrer Kumpanei wird Zuneigung, aus der Zuneigung Begehren und aus dem Begehren schliesslich eine Männerliebe, die von beiden während zwanzig Jahren hinter der Fassade eines konventionellen Familienlebens mit Ehefrau und Kindern versteckt gehalten wird. Nur heimlich und ebenso selten verabreden sie sich zum Campen, um in der vollkommenen Abgeschiedenheit der Rocky Mountains umso leidenschaftlicher übereinander herzufallen. Zu mehr sind sie nicht imstande, weil sie die herrschenden Konventionen längst verinnerlicht haben. Und Wunder passieren nicht im Wyoming der Sechzigerjahre, wo Schwulsein ein Verbrechen darstellt.

BROKEBACK MOUNTAIN ist ein anrührendes, zutiefst melancholisches Drama über zwei junge Männer, die im jeweils anderen ihre grosse Liebe finden, tragischerweise aber ausserstande sind, diese zu leben. Dank seiner herausragenden Performance als ungelenker, vierschrötiger Naturbursche Ennis Del Mar, der mit seiner unterdrückten Sexualität nicht klarkommt, wurde Heath Ledger über Nacht zum Star.