Workshop: Clavierforum – L'Art de varier

Die Reihe „Clavierforum“ widmet sich jedes Semester einem ausgewählten Thema des gängigen Repertoires jedes Pianisten, jeder Pianistin. Dieses Repertoire soll unter dem Aspekt der historisch informierten Aufführungspraxis betrachte, sowie in seinen historischen Kontext eingeordnet werden.
"Der Zweck eines jeden Tonstückes ist, Interesse, ununterbrochene Aufmerksamkeit und Wohlgefallen bei dem Zuhörer zu erwecken und ihn folglich nie zu langweilen oder zu ermüden". Diese Worte aus Czernys Clavierschule op. 500 galten noch bis ins 19. Jahrhundert ohne Einschränkung und hatten Konsequenzen für die Interpretation. Bereits das 18. Jahrhundert warnt vor demselben Phänomen, sodass C.Ph.E Bach seine "Reprisen-Sonaten" mit Anweisungen veröffentlicht: Keine im Notentext vorkommende Wiederholung von musikalischem Material darf gleich gespielt werden! Das hat weitreichende, heutzutage komplett ignorierte Konsequenzen für zahlreiche musikalische Formen: Rondos und musikalische Wiederholungszeichen fordern bei der Wiederholung interpretatorische Veränderung! Dabei können verschiedene Parameter in den Fokus rücken: Neben Dynamik und Artikulation steht die Variierung des Notentextes im Vordergrund und stellt die wohl kreativste Herausforderung an die Interpretierenden dar, wobei die Grenze zur Improvisation bisweilen deutlich überschritten wird.