Artist’s Talk: Jonas Staal

Die von Jonas Staal (*1981 in Zwolle, Niederlande) gegründete künstlerisch-politische Organisation New World Summit kann als «alternatives» Parlament beschrieben werden, das politischen und rechtlichen Gruppierungen eine Plattform bietet, die zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus demokratischen Prozessen ausgeschlossen sind. Ziel ist es, sich einem Demokratiebegriff zu widersetzen, der gemäss der Kritik der Initianten einem expansionistischen, militärischen oder kolonialen Vorhaben verschrieben ist. 2015 wurde Staal nach Rojava eingeladen, um ein öffentliches Parlamentsgebäude für die Stadt Derik zu entwerfen und ein New World Summit abzuhalten. Rojava, die Demokratische Föderation Nordsyrien, die als autonomes Gebiet am 17. März 2016 ausgerufen wurde, ist das Resultat einer politischen Autonomisierung der Region während des Bürgerkriegs in Syrien. Die installative Anordnung im Ausstellungsraum dokumentiert dieses «Projekt». Das in den Kunstkontext verschobene Setting wird so für den Künstler nicht nur zum Ort der Dokumentation und Reflexion dieser geopolitischen Veränderungen, sondern dient auch als Diskussionsforum über Fragen nach Grundlagen und Berechtigung von Nationalstaaten und deren betroffenen ‹anderen Körpern›.

Marcel Bleuler (PhD) arbeitet an der Schnittstelle von kulturwissenschaftlicher Forschung und künstlerischer Produktion. Er ist Projektleiter bei der Schweizer Stiftung artasfoundation (Schweizer Stiftung für Kunst in Konfliktregionen) und Leiter des Postgraduierten-Programms Arts and International Cooperation an der Zürcher Hochschule der Künste. Er unterrichtet zudem am Kooperationsschwerpunkt Wissenschaft & Kunst der Universität Salzburg und ist Experte der eidgenössischen Kunstkommission (Bundesamt für Kultur).

Anschliessend: Apéro und Buchpräsentation Extra Bodies.Über den Einsatz des ‚anderen Körpers‘ in der zeitgenössischen Kunst von Raphael Gygax (JRP|Ringier, 2018)