Emil und der Theaterdetektiv

Ein sonntäglicher Besuch im Bernhard Theater: Jungkritiker Gustavo nimmt das Kindermusical «Emil und die Detektive» unter die Lupe.

Im Original von Erich Kästner ist Berlin die grosse Stadt, in der Dialektfassung ist Zürich die verheissungsvolle Unbekannte. Für Regie und Bearbeitung zeichnet Erich Vock verantwortlich. Er tritt zugleich als Erzähler auf, klinkt sich immer wieder mit kleinen Rollen auch in das tatsächliche Spiel ein und sagt mit diesem Veranstaltungszyklus nach Jahrzehnten Dialekttheater der Bühne Adieu.

Ein Adieu, das sitzt: Das Stück hat die nötige Dynamik, niemand drängt sich in den Vordergrund, alles ist clever verwoben. Geschickt, wie man mit der einen Kulisse, der Altstadt von Zürich, und verschiedenen hin- und hergeschobenen Requisiten – Hotelrezeption, Zugsitzreihen, Coiffeurstuhl, Ortsschilder – in die Szenen eintauchen kann.

Schön auch, wie mit der Sprache gespielt wird. Wir sollen hier ins Zürich der Dreissigerjahre versetzt werden und so ist die Sprache der Jungs-Gang dem mutmasslichen Slang der damaligen Zeit angepasst. Alles muss «cheibe-choge subito» gehen und wenn jemand sich zu kompliziert ausdrückt, holt man ihn mit einem «schnurr nöd so kariert!» zurück auf die Altstadtgassen vor dem Hotel Lämmli.

Überhaupt, die Lausbuben-Clique: voller Charaktere, voller Leben, ein Gemisch aus Darstellerinnen und Darstellern. Deren kesser Anführer schreitet furchtlos durch sein junges Leben, trägt stets eine Humpe mit sich herum und hört auf den Namen Gusti – was soll da der Jungkritiker noch kritisieren?

Eine Tüte Popcorn und einen überführten Verbrecher später steht fest: Das war ein gelungener Sonntagmittag.

Drei Sachen sind uns noch aufgefallen: Bei den Darsteller:innen handelt es sich um Schauspieler:innen, nicht um Musical-Darsteller:innen. Drum ist «Emil und die Detektive» kein musikalisches Feuerwerk. Stücke wie «Parole Emil» oder das Varieté-artig beschwingte «Ich hasse Kinder» von Bösewicht Grundeis bleiben trotzdem haften.

Die Aufführungszeiten an den Wochenenden sind speziell. Bei einer Showtime von 12-14 Uhr hatte auch der Hunger den einen oder anderen Gastauftritt.

Ausserdem ist manches für einen doch noch sehr jungen Kritiker wie Gustavo nicht verständlich. Einzelne Formulierungen und Aktionen, etwa das Geschäker zwischen Gusti und Emils flotter Cousine Pony Hüetli, wirken fremd in der Kinderwelt.

«Emil und die Detektive» wird noch bis am 9. Februar im Bernhard Theater gespielt.

Von Adrian Schräder am 16. Januar 2025 veröffentlicht.

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