Mein zweites Mal ... Orgelmusik am Morgen

Im Dezember 2023 ist es morgens um 7.30 Uhr fast noch dunkel, als ich auf den Münsterplatz radle. Zudem steht da ein Weihnachtsmarkt, aber natürlich – oder zum Glück – sind alle Marktstände noch im tiefen Glühweinschlaf.

Als ich – wie bereits vor einem Jahr – durch den Seiteneingang ins Fraumünster eintreten möchte, ist dieser fest verschlossen. Ich suche mir also einen anderen Eingang, denn ich weiss: Heute Morgen ist ein Orgelkonzert angesagt! Ich staune nicht schlecht, als ich sehe, dass heute der Haupteingang zum Konzert lädt. Schnell wird klar, warum: Die Kirche ist viel voller als vor einem Jahr, als ich die Konzertreihe zum ersten Mal besuchte. Ich bilde mir kurz ein, dass das an meiner damaligen superben Berichterstattung liegt. Wahrscheinlicher hat es aber mit der Jahreszeit zu tun. Ist es nicht so, dass viele Menschen gerade jetzt, wo der Weihnachtstrubel los geht, noch lieber abtauchen und Ruhe suchen? 

Drinnen im Fraumünster warten Stille und Geborgenheit. Das wenige Licht kommt von der ersten Adventskerze, die vorne am Altar brennt und von wenigen Lichtpunkten irgendwo im Raum. Alle sind still, niemand sucht den Blickkontakt, niemand spricht. Ein «Halleluja» dafür. Und dann setzen wir uns alle, jede:r für sich, schliessen die Augen oder träumen vor uns hin und lauschen 15 Minuten lang dem wunderbaren Orgelspiel von Kantor Jörg Ulrich Busch. Wunderbar. Danke.

Am Bürotisch angekommen schreibe ich meiner Redaktionskollegin, dass sie das unbedingt auch einmal machen soll: «Da kommst du einfach irgendwie glücklicher aus dieser Kirche heraus!»