Katzen im Kunsthaus

Ich gehöre zu den Menschen, die jede Katze streicheln müssen. Am liebsten die, die mir zufällig auf der Strasse begegnen. Egal ob frühmorgens auf dem Weg zur Arbeit oder spätnachts nach einer feuchtfröhlichen Kneipentour – Katzen haben eine anziehende Wirkung auf mich. Dieses einst wilde Tier mit den flauschigen Ohren hat sich kompromisslos in unsere komplexe menschliche Gesellschaft eingenistet und das schon vor fast 10’000 Jahren. Die Katze fasziniert mich und Millionen von Mitmenschen. Selbstredend findet die Katze ihren wohlverdienten Platz in der Kunst. Zur Feier des Internationalen Tags der Katze (8. August) habe ich mich daher im Kunsthaus Zürich auf die Suche nach den schönsten Katzenkunstwerken gemacht. 

Bekanntlich sind des Nachts alle Katzen grau aber in der Kunst sind sie ziemlich wow! Über die ganze Kunstgeschichte verteilt, finden sich Darstellungen von Felis Catus; auch bekannt als die gemeine Hauskatze. Eines der ältesten und präsentabelsten Huldigungen an die Katze findet sich natürlich bei den antiken Ägypter:innen, die den Vierbeiner verehrten. Doch auch in der Moderne werden Katzen auf der ganzen Welt in Kunstwerken verewigt. Renoir, Steinlen, Bachelier, Hiroshige und viele mehr schufen beeindruckende Gemälde. Und wie sieht es im Kunsthaus aus?

Öl auf Holz, 1596

Die wohl älteste Katze im Kunsthaus stammt von Pieter Brueghel (II). Das Gemälde zeigt einen Soldaten, der einer schlafenden Katzen ein Band mit Glocke umbindet. Eine ruhige und romantische Szene, die Spielraum zur Interpretation lässt. Selbst ein kriegerischer Soldat sucht die Geborgenheit einer friedlichen Katze auf. Auch auf die heutige Welt übertragbar, zum Beispiel auf dem Weg zur Arbeit oder spätnachts nach einer Kneipentour.

Öl auf Leinwand, 1917

Innig schmiegt sich ein kleines, weisses Kätzchen an ein Liebespaar. Im expressionistische Gemälde zeigt Kokoschka die vielen Facetten einer jungen Liebe: Zärtlichkeit, Geborgenheit und Sehnsucht. Dank Kokoschkas einzigartigen Stils wirkt das weisse Kätzchen umso flauschiger. Als Betrachter würde man sich am liebsten dazu kuscheln.

Öl auf Leinwand, 1906

Was für ein Porträt! Der Postimpressionist Henri Rousseau zeigt Pierre Loti mit gezwirbelten Schnurrbart, roten Fez, brennender Zigarette und einer frontal starrenden Katze. Ein Bild, das ein ganzes Leben umfasst. Auch 100 Jahre nach der Vollendung des Kunstwerks beeindruckt das Gemälde mit seinen Statussymbolen – vor allem mich, der gerne einen gezwirbelten Schnurrbart hätte. Pierre Loti war übrigens ein französische Marineoffizier und Schriftsteller. Lotis Bücher beschreiben seine vielen Reisen durch Persien und China.

Öl auf Leinwand, 1871

Édouard Manet war eine zentrale Figur im Übergang vom Realismus zum Impressionismus und gilt als Wegbereiter der modernen Malerei. Als 1870 der Deutsch-Französische Krieg ausbrach, schaffte er seine Familie in die verschlafene südfranzösische Ortschaft Oloron-Sainte-Marie in Sicherheit. Kurz nach Ende des Krieges malte Manet dieses geruhsame und gutmütige Bild. Es zeigt einen Mann, der sich verträumt über eine Brüstung beugt. Neben ihm sitzt eine Katze, die sich ungestört mit der Zunge putzt. Neben dem Streicheln einer Katze gehört das Beobachten einer Katze zu den schönsten Freuden.

Öl auf Leinwand, 1538

Der Schweizer Maler Hans Asper ist vor allem bekannt für seine Darstellungen von Zürcher Magistraten und Reformatoren aus dem Umkreis von Ulrich Zwingli. Und richtig: auch das berühmte Porträt Zwinglis stammt von ihm. Hier in diesem dynamischen Gemälde einer fauchenden Katze hat der Maler vielleicht das erste Katzen-Meme der Spätgotik geschaffen. Für das Gemälde der Cleophe Krieg von Bellikon liess sich der Maler von einem Porträt einer Frau mit zwei Kindern als Vorlage inspirieren.  Humorvoll ersetzt er die beiden Kinder durch Hund und Katze. Der «Krieg» zwischen den Tieren und das «Bellen» des Hundes weisen auf die Namen der Cleophe Krieg von Bellikon hin.

Noch nicht genug von Katzenkunst? Dann empfehle ich das weitumfassende Werk von Louis Wain. Der britische Künstler zeichnete fast ausschliesslich Katzen in allen erdenklichen Formen und Farben. Seine Katzenkunst erfreute sich so grossen Beliebtheit, dass es den Weg ebnete für den modernen Katzenkult des 20. Jahrhunderts. Das Leben des beeindruckenden und leider gebeutelten Künstlers wurde 2021 mit Benedict Cumberbatch in der Hauptrolle verfilmt.