Affen in der Kultur – Wie Primaten unser kulturelles Erbe prägen

Anlässlich des heutigen Internationalen Tags des Affen unternehme ich eine Exkursion, um die Bedeutung des Affen in der Kultur zu erkunden.

«Du Affe!» ist eine Bezeichnung, die ich gerne und oft verwende. Ich nenne Leute so, die etwas Tollpatschiges machen oder Unsinn treiben. «Du Affe!» klingt irgendwie süss und verspielt, aber auch etwas frech und altmodisch zugleich. Es ist für mich wohl eine Mischung zwischen freundlicher Stichelei, neckischer Bemerkung und einem nicht ernstgemeinten Aff(!)ront. Egal, welche Bedeutung der Ausdruck hat, klar ist, dass der Affe so einen festen Platz in meinem Alltag einnimmt. Und ich dürfte wohl nicht der Einzige sein, den Affen Tag für Tag begleiten, denn seit Menschengedenken schwingt der Affe in der Kultur mit. Anlässlich des Internationalen Tags des Affen unternehme ich eine Exkursion, um die Bedeutung des Affen in der Kultur zu erkunden. Sei also kein Affe und lass uns gleich abdüsen in den Dschungel der Kultur.

1. Stillleben mit Blumen, Früchte und Äffchen (1685) von David de Connick – Kunsthaus

Connicks meisterhaftes Gemälde entführt uns in eine Ära opulenter Stillleben, wo Blumen und Früchte die Leinwand schmücken. Der Clou dieses Kunstwerks ist jedoch der überraschende Gast inmitten der botanischen Pracht – ein Äffchen, das neugierig in die Szene blickt. Als ob Blumen und Früchte nicht schon aufregend genug wären, verleiht der Affe dem Stillleben eine verspielte Note.In der europäischen Kunstgeschichte wurden Affen oft als exotische Tiere betrachtet und in Gemälden dargestellt, um die Idee von Ferne, Unbekanntem und Exotik zu vermitteln. Doch sogar heute im modernen Zeitalter von Youtube und Netflix schafft es das Gemälde einen Sinn von Kuriosität zu vermitteln. Kaum auszudenken, wie die Leute im 17 Jahrhundert darauf reagierten. Muss wohl ein ziemliches Affentheater gewesen sein!

2. Café (2012) von Urs Fischer – Kunsthaus

Ein Sprung durch die Zeit führt uns zu «Café» von Urs Fischer, einer modernen Collage aus dem Jahr 2012. Die Komplexität dieses Werks spiegelt sich in den 38 Teilen wider, die zu einem beeindruckenden Siebdruck vereint sind. Mitten in diesem kreativen Chaos befinden sich zwei Affen, als wären sie die Wächter eines surrealen Kaffeeklatschs. In einigen modernen Kunstwerken können Affen als eine Art Spiegelbild der Menschheit dienen. Durch die Darstellung von Affen könnte Urs Fischer zum Beispiel auf menschliche Verhaltensweisen, Instinkte oder gesellschaftliche Fragen hinweisen. Die Collage gibt Rätsel auf und regt die Fantasie an. Vielleicht sind die Affen die wahren Geniesser dieses künstlerischen Cafés, tauschen Geschichten aus oder philosophierend über die Bedeutung des Lebens und wie die Zeit mit einem Affenzahn davon rast. Was es auch ist, Affen fügen der Kunst oft eine humorvolle Dimension hinzu und inspirieren, über die Grenzen der Gewohnheit hinauszublicken.

3. Krishna fällt vor Radha auf die Knie (1648) – Museum Rietberg

Dieses eindrucksvolle Meisterwerk stammt aus der «Dritten Orchha-Rasikapriya-Serie» (1648), basierend auf Keshavdas' Gedichtsammlung Rasikapriya. Hier wird die erotische Liebe zwischen Radha und Krishna in göttlichem Licht dargestellt. Ein kleiner Affe beobachtet aufmerksam die Szene (oben links im Bild). Die Inszenierung fängt die zarten Nuancen der Liebe zwischen den göttlichen Figuren ein und bringt die Poesie von Keshavdas zum Leben. Der Affe, als stummer Zeuge, fügt eine subtile Verspieltheit hinzu und lässt Betrachter:innen vielleicht darüber sinnieren, ob Tiere in der Welt der Götter ähnliche Emotionen wie die Menschen teilen. In einigen hinduistischen Geschichten werden Affen zudem als verspielte und unruhige Tiere dargestellt. Dies kann zum Beispiel metaphorisch für die affigen Gedanken im menschlichen Geist stehen - besser gesagt, für die wilde Affenliebe zwischen Radha und Krishna.

4. Maske, Werkstatt der Yaka-Region – Museum Rietberg

Die Yaka, eine Bantu-Ethnie in der Demokratischen Republik Kongo, zeichnen sich durch ihre animistische Tradition aus, die die Verehrung von Ahnen, Geistern und Naturkräften einschliesst. Religiöse Praktiken wie Rituale und Zeremonien dienen dazu, Geister zu besänftigen und Schutz zu erbitten. Gleichzeitig sind die Yaka für ihre beeindruckende Kunstfertigkeit bekannt, insbesondere in der Holzschnitzerei. Traditionelle Masken und Skulpturen spielen eine zentrale Rolle bei Zeremonien und Festen, wobei diese prächtige Maske aus der Yaka-Region des frühen 20. Jahrhunderts mit einer kunstvoll geschnitzten Affendarstellung auf der Stirn besonders hervorsticht. Dieser Affe symbolisiert eine Verbindung zwischen Mensch und Tier sowie die Vermittlerrolle zwischen der menschlichen Welt und der Welt der Geister. Der Umgang der Yaka mit Affen ist äusserst faszinierend und eindrucksvoll, und er unterscheidet sich deutlich von unserer westlichen Tradition. Während im Westen die Redewendung «sich zum Affen machen» mit Dummheit assoziiert wird, nehmen die Yaka die Rolle des Affen an, um eine spirituelle Verbindung herzustellen.

5. Die letzte Schlacht zwischen Rama und Ravana - Museum Rietberg

Im 18. Jahrhundert schuf der Kota-Meister C eine beeindruckende Szene im Museum Rietberg, die eine entscheidende Episode aus dem Ramayana darstellt: die letzte Schlacht zwischen Rama und Ravana. Die Darstellung zeigt bewaffnete Affen, die mit Schildern und Schwertern zum Angriff rennen. Diese Szenen spiegeln die Beschreibung einer Affenarmee wider, die im Ramayana unter der Führung des Affengottes Hanuman eine zentrale Rolle im Kampf gegen den Dämonenkönig Ravana spielt. Die Affen in dieser Armee symbolisieren Vielfalt, Gemeinschaft und die kollektive Fähigkeit, gemeinsam Herausforderungen zu bewältigen. Diese Szene dient nicht nur als beeindruckendes Kunstwerk, sondern auch als Hommage an die heroischen Taten der Affen, die sich im Dienste des Guten und im Kampf gegen das Böse auszeichnen. Die Krieger sind dabei so entschlossen, als wären sie vom wilden Affen gebissen und stürzen sich mutig ins Geschehen.

6. Präparierte Affen – Zoologischen Museum

Im Fokus stehen hier nicht die Pinselstriche, sondern das lebendige Erbe der Affen im Zoologischen Museum Zürich. Ausgestopfte Nasenaffen, Orang-Utans, Schimpansen und Gorillas warten darauf, von neugierigen Besucher:innen bestaunt zu werden. Diese realistischen Präparate erzählen fesselnde Geschichten von fernen Dschungeln, sozialen Gruppen und der beeindruckenden Vielfalt der Primaten.

 

Bild 1 zeigt eine faszinierende Dualität des Menschen durch die Darstellung eines albernen Nasenaffen und eines anmutigen Orang-Utans. Der Nasenaffe mit seinem albernen Ausdruck kann als Metapher für die verspielte und leichte Seite des Menschen stehen. Im Kontrast dazu repräsentiert der majestätische Orang-Utan mit seiner Anmut und Erhabenheit die ruhige und würdevolle Seite des menschlichen Charakters. Diese Dualität spiegelt die vielfältigen Facetten der menschlichen Natur wider, die von kindlicher Unbeschwertheit bis zur tiefen Besinnlichkeit reichen.

 

Bild 2 offenbart menschenähnliche Züge in einem Schimpansen und einem Gorilla. Der Schimpanse, unser evolutionärer Verwandter, trägt oft menschenähnliche Gesichtszüge und Ausdrücke. Sein Blick scheint Intelligenz und Neugier widerzuspiegeln, was eine Brücke zu den menschlichen Eigenschaften schlägt. Der Gorilla, als imposanter Vertreter, zeigt jedoch ebenso menschliche Züge in seiner Mimik und Haltung. Diese eindrucksvolle Darstellung betont die biologische Verbindung zwischen Menschen und Affen und regt dazu an, über gemeinsame Merkmale und Eigenheiten nachzudenken. Der sanfte Riese, der Gorilla, wird somit zu einem faszinierenden Botschafter für die Reflexion über die Verbindungen zwischen Mensch und Tier in der Natur.

Von Severin Miszkiewicz am 14. Dezember 2023 veröffentlicht.

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